Zeit: 10. Januar, 19:00 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr)
Ort: Universität Osnabrück, Gebäude 01, Hörsaal E01, Kolpingstr. 7
Vortragender: apl. Prof. Dr. Stefan Pelzer, Evonik Operations GmbH; Nutrition & Care; Research, Development & Innovation
Wir leben in einer komplexen sich schnell wandelnden Welt, die sich ständig neuen Herausforderungen stellt. Es besteht ein zunehmender Bedarf an nachhaltigen Produktlösungen, die sicher, idealerweise vorbeugend und biologisch abbaubar sind und darüber hinaus nicht auf fossilen Ressourcen basieren. Unternehmen müssen schneller als je zuvor nachhaltige Lösungen entwickeln.
Für diese Herausforderung stellen Mikroorganismen die größte Quelle biosynthetischer Kreativität dar. Die industrielle Biotechnologie ist die Schlüsseltechnologie mit der nachhaltige Prozesse und Produkte entwickelt werden können.
Neben ausgewählten Anwendungsbeispielen für nachhaltige Produkte des Alltags, wie nachhaltige Reinigungsmittel, steht die zukünftige Ernährung im Vordergrund des Vortrags. Im Jahr 2050 werden fast 10 Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben, was eine steigende Nachfrage nach zugänglicher Ernährung auslösen wird. Bei jeder Lösung müssen wir die planetaren Grenzen und den ökologischen Fußabdruck sowie die Bedürfnisse der Endverbraucher in Bezug auf Rückverfolgbarkeit, Lebensmittelqualität und Tierschutz berücksichtigen. Ein Beispiel, das einer Nachhaltigkeitsprüfung bedarf, ist die heutige Fischzucht, die überwiegend in der Aquakultur stattfindet. Hier werden 18% des Wildfangs verwendet, um Fischöl und Fischmehl für die Aquakultur herzustellen. Die biotechnologische Herstellung von marinen Algen stellt eine nachhaltige Alternative zum Fischöl dar, da durch diesen Ansatz die Versorgung mit polyungesättigten Fettsäuren möglich ist.
Im Jahr 2006 wurde die „One Health“-Initiative gegründet, die von dem Grundverständnis ausgeht, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Ökosystem untrennbar miteinander verbunden ist. Die Bedeutung des „One Health“-Ansatzes wird durch die zunehmende Ausbreitung antimikrobieller Resistenzen deutlich. 73% aller Antibiotika werden in der Fleischproduktion eingesetzt. Die Folgen sind weltweit steigende Zahlen von Todesfällen, die auf Antibiotikaresistenzen zurückzuführen sind. Probiotika stellen eine effiziente Alternative zum Einsatz von Antibiotika dar, da sie im Tier die Darmgesundheit fördern und die Ansiedlung von krankmachenden Keimen unterdrücken.
Abschließend werden Beispiele für die Entwicklung humaner Probiotika dargestellt, die mit den im Darm lebenden Mikroorganismen positiv interagieren und so die Produktion von bioaktiven gesundheitsfördernden Substanzen initiieren.